Jagdbeirat erkundet einen Leitbetrieb für Biodiversität | Kreis Warendorf
Jagdbeirat erkundet einen Leitbetrieb für Biodiversität
Der Jagdbeirat im Kreis Warendorf unter Vorsitz der Kreisordnungsdezernentin Petra Schreier tagte kürzlich auf dem Hof Schulze Stumpenhorst in Neubeckum. Im Jagdbeirat kommen Vertreter der Jäger, der Land- und Forstwirtschaft, der Jagdgenossenschaften, des Natur- und Tierschutzes sowie der Forstbehörde und der Kreisverwaltung zusammen, um die Jagdbehörde zu beraten.
Im Anschluss an die Sitzung stand eine Exkursion mit dem Planwagen über die Flächen der Harberg KG – ein wirtschaftlicher Zusammenschluss des landwirtschaftlichen Betriebs von Lothar Stumpenhorst und seines Nachbarn Christoph Tentrup-Beckstedde – auf dem Programm. Der Betrieb ist einer von 14 Leitbetrieben für Biodiversität in Nordrhein-Westfalen und zeigt, dass eine moderne konventionelle Landwirtschaft eine reiche Artenvielfalt in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft ermöglichen kann.
Vor über 20 Jahren wollte Lothar Stumpenhorst eigentlich nur einen kleinen Uferrandstreifen entlang eines unscheinbaren Bachlaufes anlegen, um den Lebensraum für Hasen und Fasane zu verbessern. Dabei werden Streifen von 30 Metern Breite entlang eines Gewässers nicht bewirtschaftet. Stattdessen wachsen Gras und Kräuter, die nur einmal im Jahr gemäht werden.
Der Landwirt aus Neubeckum, der einen konventionellen landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinemast und Sauenhaltung betreibt, macht allerdings keine halben Sachen. Deshalb legte er 2001 direkt 9 Hektar (ha) dieser Uferrandstreifen an. Davon profitierten vor allem die Singvögel und der Specht, da die Uferrandstreifen ideale Lebensräume für viele Insekten sind, die wiederum den Vögeln als Nahrung dienen. 61 verschiedene Vogelarten konnte ein Professor bei seinen Untersuchungen nachweisen.
„Der Professor wohnte im Sommer drei Wochen lang auf unserem Hof und war jeden Tag von 4 bis 10 Uhr morgens auf den Flächen unterwegs. Er kam jeden Tag ganz begeistert von der Artenvielfalt zurück ins Haus“, erinnert sich Stumpenhorst. „Auch dem Eichenprozessionsspinner setzen die vielen Meisen und Kuckucke zu“, freut sich der Landwirt.
Angespornt von diesem Erfolg, setze Stumpenhorst weitere Maßnahmen um. Er begann, Blühstreifen als Verbindungslinien zwischen Hecken und Waldstücken anzulegen und so den Lebensraum für viele Wildtiere weiter aufzuwerten. In den Blühstreifen und Uferrandstreifen finden viele Lebewesen einen Lebensraum und Schutz vor Fressfeinden wie Greifvögeln oder dem Fuchs.
Heute betreut Jonas Austenfeld von der Landwirtschaftskammer den Betrieb und stimmt verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt ab. „Wir haben hier das volle Programm von Uferrandstreifen, mehrjährigen Brachen, extensivem Getreideanbau oder doppeltem Saatreihenabstand, der den Tieren mehr Platz zwischen den einzelnen Pflanzen lässt. Dazu kommen der Kiebitz-Gelegeschutz, die Anlage von Tümpeln, eine angepasste Heckenpflege und eine Teilnahme am Projekt ‚Blühendes Band durch Bauernhand‘ der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft, bei der im ganzen Land leuchtend bunte Blühstreifen entlang der Felder wertvolle Lebensräume für Insekten und andere Tiere bieten.“
„Ich bin sehr beeindruckt und positiv überrascht, wie effektiv sich Maßnahmen zur Artenvielfalt und konventionelle Bewirtschaftung vereinbaren lassen“, fasste Ordnungsdezernentin Petra Schreier die Eindrücke der Jagdbeiratsmitglieder zusammen.
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