Geburt der Demokratie aus der Niederlage: die Revolution von 1918/1919

Im Herbst 1918 ist die militärische Niederlage Deutschlands im Weltkrieg nicht mehr abzuwenden.

Die hastig vorgenommene Parlamentarisierung des Reiches, d.h. eine echte Beteiligung der Parteien an der Macht, kommt viel zu spät.

Am 9. November 1918 wird in Berlin die Republik ausgerufen, Kaiser Wilhelm dankt ab und geht ins niederländische Exil.

Die deutschen Bundesfürsten folgen mit ihren Abdankungen innerhalb weniger Wochen. So vollzieht sich mit erstaunlicher Schnelle und Lautlosigkeit der Niedergang der jahrhundertealten Monarchien.

 

In den folgenden Wochen entstehen nicht nur in den Großstädten, sondern auch in den Kreisen Beckum und Warendorf sog. Arbeiter- und Soldatenräte.

 

Mit den weiterhin existierenden lokalen Verwaltungen ringen sie vor Ort um die Macht. Während es an vielen Stellen gewaltsame Auseinandersetzungen und sogar Tote gibt, bleibt das Geschehen im Kreis Warendorf weitgehend friedlich.

 

In Ahlen will ein siebzehnköpfiger Soldatenrat, der von ca. 2000 vor dem Rathaus aufmarschierten Soldaten gewählt worden war, die Herrschaft übernehmen, gibt sich aber mit der Zusicherung zufrieden, dass der Ortsvorsteher Corneli „an der neuen Regierung mitarbeiten“ will.

 

Corneli, bereits seit 1898 Ahlener Bürgermeister, kann so ohne Unterbrechung bis 1923 im Amt bleiben.

 

Auch in Warendorf oder Ennigerloh kooperieren Gemeinderat und Bürgermeister mit den dort gebildeten Räten und behalten so die reale Macht in ihren Händen. Auch der Beckumer und Warendorfer Landrat können sich im Amt halten.

 

Anstelle der Soldatenräte formieren sich in den kleineren Gemeinden Bauernräte, die jedoch weniger an einer Machtübernahme als vielmehr pragmatisch interessiert sind, z.B. an der Behebung der Lebensmittelknappheit.

Ein interessantes Bild zeigt sich im heutigen Ostkreis. In Oelde übernimmt schon am 10. November ein aus drei Arbeitern und drei Soldaten gebildeter und von einer großen Menge unterstützter Rat die Gewalt.

 

Ihm unterstellt sich der 80jährige Amtmann und Polizeichef Geischer und kann so einen Konflikt verhindern.

 

Nur zwei Wochen später ist die revolutionäre Stimmung derart abgeebbt, dass die über Oelde wehende rote Fahne eingeholt wird.

 

Hier zeigt sich, dass die Parallelherrschaft von Räten und Verwaltung bald zu Gunsten der letzteren entschieden sein sollte.

 

In Wadersloh formiert sich am 1. Dezember Widerstand gegen die

Räte und die provisorische Regierung (den „Rat der Volksbeauftragten“) in Berlin.

 

Eine „auf dem Boden der christlichen Demokratie“ stehende Bürgerversammlung fordert Wahlen zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung.

So sollte es schließlich auch kommen.

 

Nachdem sich die radikaleren Unabhängigen Sozialdemokraten aus dem Rat der Volksbeauftragten zurückgezogen hatten, stellte die Regierung unter Friedrich Ebert die Weichen für eine parlamentarische Demokratie und das Ende des Experiments einer Räteregierung.

 

 

Das Experiment einer Räteregierung ist damit beendet, ihre Bilanz aber nachhaltig: der Achtstundentag wurde eingeführt, und bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 sind erstmals auch Frauen wahlberechtigt – ein Meilenstein auf dem Weg zu Demokratie und Bürgerrechten.




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