Brief von Stephan Vogt

Stephan Vogt, Beckum, schreibt am 18. Dezember 1914 von der Ostfront an seine Eltern und Geschwister in Beckum (der Brief befindet sich in Privatbesitz):

 

"Liebe Eltern und Geschwister

Soeben im Besitze Eures lieben Päckchens, kann ich es nicht unterlassen Euch liebe Eltern und Geschwister immer aufrichtigsten Dank dafür zu sagen. Habe mich sehr gefreut als ich nach 8 Wochen einen Gruß aus der Heimat sah, dem lieben Deutschen Vaterlande. Alles war schön frisch und unversehrt angekommen. Habe mich sofort am Abend einen schönen Topf Kaffee gekocht, und ein Teil der Leberwurst dazu gegessen. Es erinnerte mich so recht an dem trauten Elternhause.

Wenn wir abends frohgemut um der Pfanne Wurstebrot saßen und uns aus guter alter Zeit erzählen. Hoffentlich kehren diese schöne Stunden so Gott will, einst noch schöner wieder, wenn ich Euch aus des Krieges heißer Schlachten erzählen kann, wenn wir gesund heimkommen.

Liebe Eltern! 18 Wochen sind es seit dem Sonntag, welcher der letzte in meiner Heimat war, und nächste Woche haben wir schon Weihnachten. Wie gerne möchte ich das liebe Weihnachtsfest in Eurer Mitte feiern aber leider für diese Jahr müssen wir es draußen im Felde beim Donnern der Kanonen auf Rußlands öden Fluren feiern.

Liebe Eltern. Hier kann man so recht sehen und hören wie sich alle nach der teuren Heimat sehnen und das liebe Weihnachtsfest entgegen blicken. Aus den Unterständen und Schützengäben ertönt fast allabende das schöne Lied: Nach der Heimat möchte ich wieder, nach dem teuren Vaterort usw. Sei gegrüßt in weiter Ferne. Teure Heimat, sei gegrüßt usw.

Überall werden schon die frohen Weihnachtslieder geübt. 3- und 4-stimmig damit Weihnachtsabend alles gut klappt. Gestern haben wir unseren Unterstand vergrößert, damit wir unseren Tannenbaum aufstellen können, denn mit 8 – 10 Mann wird ein Tannenbaum gemacht und dazu reicht schon eine große Fichte. Licht machen dürfen wir nicht, dann sehen uns die Russen.

Liebe Eltern! Wir sind immer noch Tag und Nacht Draußen. Des Nachts schlafen wir in der Erde. Heute vor 8 Tagen war ein Gefecht. Die Kanonen donnerten und der Himmel wurde ganz rot, denn es war Abend von 7 – 9 Uhr. Die Russen wollten durch unsere Schanzen durch, sind aber zurück geschlagen und hatten viele Verluste. Heute Abend hatte uns ein Divisionspfarrer besucht. Alle standen um ihn, wie die Schafe um ihren Schäfer. Mittwoch 9 Uhr haben wir Feldgottesdienst, denn in dieser Woche soll eine große Schlacht sein, Liebe Eltern, so ganz leicht tut es uns nichts, denn wir haben uns fest verschanzt. In den letzten 14-Tagen haben wir 80.000 Russen gefangen und 70.000 Tote gemacht. Die Toten haben 1 Meter hoch gelegen, Gestern und Heute haben wir 14.000 gefangen und 80 Eisenbahnwagen mit Munition, 26 Geschütze erobert. Gott sei Dank ein großer Sieg. Möge es so weiter gehen. Wir beten, Gott hilft. Sage auch viele Dank für die Pfeffermünz, die machen frisch und geben neuen Mut. Jetzt muss ich schließen. Unter tausend Grüßen Euer dankbarer Sohn Stephan. Schreibt bald wieder. Nächstes Mal mehr. Auf ein frohes Wiedersehen. Wünsche Euch allen ein frohes freudiges Weihnachtfest. Möge es uns allen bald ein Friedensfest sein."




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