Fehlende Rohstoffe und Arbeitskräfte

Unmittelbar nach dem Kriegsausbruch kam es in nahezu allen Bereichen zu einer Einschränkung der wirtschaftlichen Aktivitäten.

Allerdings waren die Menschen in den ländlichen Gebieten des Kreises im Gegensatz zu den großen Städten in der günstigen Situation, sich selbst mit Lebensmitteln versorgen zu können.

In allen Bereichen der Wirtschaft fehlte es an leistungsfähigen Arbeitskräften: eine große Zahl wehrfähiger Männer kämpfte an den Fronten im Westen, Osten oder Süden Europas. Andere wurden aus ihren Arbeitsbereichen abgezogen und mussten in der Rüstungs­industrie arbeiten.

Auch Schüler wurden zur Arbeit herangezogen und insbesondere in der Erntezeit von der Schule beurlaubt.

Stand die Ernte an, wurden in den Kriegsjahren auf dem Land regel­mäßig die Schulen geschlossen.

Zudem wurden vor allem in der Landwirtschaft Kriegsgefangene als Arbeitskräfte eingesetzt. Sie stammten unter anderem aus Belgien, Frankreich, Polen und Russland.

Aber nicht nur an menschlichen Arbeitskräften fehlte es.

In der Landwirtschaft war man auf Pferdefuhrwerke angewiesen. Die Pferde wurden jedoch auch an der Front als Zugtiere gebraucht, was zum Zwangsverkauf von Pferden für militärische Zwecke und zur Be­schlagnahme von Pferdeausrüstungen führte.

Mangel an Rohstoffen

Die Oberste Heeresleitung hatte auf eine kurze Kriegsdauer gesetzt. Eine industrielle Vorbereitung des Krieges fehlte daher vollständig. Von daher waren bereits im Oktober 1914 sämtliche Vorräte an Waffen und Munition aufgebraucht.

Ins Zentrum der Kriegswirtschaft rückte die Beschaffung von Rohstoffen für die Rüstungsbetriebe. Die Heimatfront auch im Kreis Warendorf ergriff zum Teil aberwitzige Maßnahmen, um den nahezu unstillbaren Bedarf der Front nach Rüstungsgütern und Nahrungsmitteln zu befriedigen.

So führte der Roh­stoffmangel zu Aufrufen, wertvolle und kriegswichtige Materialien wie Edelmetalle oder auch Gummi abzuliefern oder gegen andere, in größerem Umfang verfügbare Stoffe einzutauschen.

Der Mangel an Gummi bzw. an dem zur Herstellung benötigten Kautschuk war Anlass, das Fahrradfahren zu verbieten: Das Gummi der Fahrrad- und Kraftfahrzeugreifen wurde in anderen kriegswichtigen Bereichen benötigt.

Rohstoff- und Nahrungsmittelengpässe führten zu einer Schatten­wirtschaft mit einem weitverzweigten Schwarzmarktsystem, von dem vor allem die Bauern profitierten, die als Erzeuger unmittelbar an der Quelle saßen. In einem anonymen Brief aus dem Jahr 1917 wurde der Warendorfer Landrat aufgerufen, diese Missstände abzustellen:

Die werden Millionäre, und wir in der Stadt müssen hungern!

In anderen Bereichen der Industrie führte der Krieg zum weitgehen­den Erliegen der Produktion: In der Textilindustrie fehlte es an Rohstoffen. Der Beckumer Zementindustrie wa­ren ihre Absatzmärkte im Ausland weggebrochen.

Versorgung der Bevölkerung

Schon unmittelbar nach dem Kriegsausbruch war die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung aufgrund der Blockade der Einfuhren aus dem Ausland gefährdet.

Ab Mitte 1916 waren die meisten Lebensmittel rationiert.

Eine Reaktion der Behörden auf den Mangel an Lebensmitteln war die Ausgabe von Bezugscheinen und die Schaffung von „Kriegsspeisen“: Dabei wurden Lebensmittel mit minderwertigen Produkten gestreckt.

So wurde 1915 das Kriegsbrot eingeführt: Dieses bestand aus Kartoffelmehl und anderen Anteilen aus Ersatzmehl, beispielsweise aus Hülsenfrüchten, Rüben oder Eicheln. Milch wurde immer mehr mit Wasser verdünnt und für viele andere Produkte wurden Ersatzstoffe geschaffen, die aber kaum einen Nährwert hatten.

Unterernährung und Mangelkrankheiten häuften sich.

Die Missernte von 1916 führte im folgenden Winter zur schwersten Hungerzeit des 1. Weltkriegs: Im so genannten „Steckrübenwinter“ 1916/17 sank der durchschnittliche Kalorienverbrauch unter 1000 Kalorien pro Tagesration.

Außerdem waren die Kriegsjahre vom verbotenen Schleichhandel und von Hamsterkäufen geprägt. Der Kreis Warendorf produzierte ausreichend Lebensmittel, so dass private Hamsterer aus Münster oder dem Ruhrgebiet kamen.

Die Kreisbehörden gingen gegen die Hamsterer vor, konnten aber offenbar wenig ausrichten.

Einschränkung des Fahrradverkehrs

Kautschuk war für verschiedene Rüstungsgüter kriegswichtig. Da das Deutsche Reich nach dem Kriegseintritt von wichtigen Rohstoff-Lieferungen abgeschnitten war, wurde der Fahrradverkehr eingeschränkt. Die Bevölkerung musste sämtliche Fahrradreifen abgeben.

 

Reglementierung der Holznutzung

Die Nachfrage nach „kriegswichtigen“ Hölzern beispielsweise für den Bau der Schützengräben an der Westfront oder für die Industrie stieg mit der Mobilmachung stark an. Zahlreiche Verordnungen und Bekanntmachungen der Kriegszeit reglementieren die Nutzung von Holz für private Zwecke.

 

 

Beschlagnahmung von Kirchenglocken

 




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