Seelisch fit bleiben in Corona-Zeiten

Die mit dem Corona-Virus verbundenen Ängste und Einschränkungen stellen für viele Menschen große Herausforderungen dar. Sowohl stabile Menschen, als auch psychisch beeinträchtigte Menschen erleben diese Zeit als noch nie dagewesene Krise und Bedrohung.

Manche psychisch kranke Menschen verfügen sogar über effektivere Resilienzfaktoren mit dieser Situation angemessener umzugehen, als Menschen, die bislang wenig mit der Thematik einer Angst- und Panikstörung zu tun hatten. Andere wiederum erleben in ihrer Depression, dass das negative Erleben vergrößert wahrgenommen wird.

Der Umgang mit dieser Krisensituation, die sich subjektiv wahrgenommen der eigenen Kontrolle entzieht und zu Planungsunsicherheit und Ungewissheit führt, stellt enorme Herausforderungen an die psychischen Kompensationsmöglichkeiten dar. Hierbei spielt auch das Naturell des Menschen eine Rolle, ob jemand eher „rosa“ oder „grau“ sehen kann. Der „neutrale Blick“ wird zunehmend schwierig: Persönliche Befindlichkeiten, individuelle Familiengeschichten, unterschiedlicher Umgang mit Stress und Ungewissheit führen zu unterschiedlichen Verarbeitungsmöglichkeiten. Nicht jeder kann gleich gut mit Planungsunsicherheit und täglich divergierenden Informationen umgehen.

Zusätzliche Verunsicherung wird durch die momentane Informationsflut zum Thema Corona hervorgerufen. Menschen neigen dazu, Informationen stets mit einer inneren Bewertung abzuspeichern. Viele Menschen suchen verstärkt telefonische Beratung, zum Teil weil sie mit dieser Informationsflut überfordert sind. Auch bringen es einige psychische Erkrankungen oft mit sich, dass die Fähigkeit, wichtige und unwichtige Informationen durch eine Filterfunktion zu unterscheiden, beeinträchtigt ist. Diese Menschen „verlieren sich“ und können nicht mehr differenzieren: „Welche Information hat für mich eine persönliche Bedeutung und welche nicht?“

Hierzu zählen insbesondere Psychosen, Erkrankungen des Gefühlslebens und Persönlichkeitsakzentuierungen. Menschen, die schon vor dieser Pandemie paranoide Züge zeigten oder Anhänger von Verschwörungstheorien waren, werden durch die jetzige Situation geradezu getriggert und in ihrer Wahrnehmung negativ verstärkt. Wer schon vor der Coronakrise, pessimistische Zukunftserwartungen hatte und zu Depressionen und Panik neigte, wird durch das Abstandsgebot, die in Masken vermummte Gesichter und die plötzlich auf vielen bislang belebten Plätzen vorherrschende Stille in seiner Wahrnehmung bestätigt. Fast im Sinne einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“. Vergleiche mit der Spanischen Grippe und der Pest kursieren und verunsichern zusätzlich. Kurz gesagt: Die momentane Situation ist schwierig und belastend, nicht nur für psychisch erkrankte Menschen.

 

Momente der „Zerstreuung“, „Ablenkung“, „Spaß“ wurden durch das Kontaktverbot minimiert und nun erleben viele Menschen ein „auf-sich –Zurückgeworfen-sein“, einsame Menschen sogar ein „ein-auf-sich-allein-gestellt-Sein“. Dies führt zu Gefühlen der Ohnmacht und „Starre“. Manche Menschen schlafen schlechter, knirschen mit den Zähnen, zeigen Angstsymptome, atmen „zu wenig“ oder „zu viel ein“, was wieder zu körperlichen Beschwerden oder Gefühlen der Hyperventilation führen kann. Ein „Vermischen“ psychischer und körperlicher Symptome kommt erschwerend dazu, denn „Angst“ verursacht viele Symptome und ein verstärktes „in-Sich-Hineinhorchen“ führt zum Entdecken von körperlichen Symptomen, die auch psychischer Natur sein können. „Angst frisst Hirn“ ist in diesem Zusammenhang zwar ein banales aber treffendes Zitat.

 

Das epidemiologisch gut begründete Gebot der persönlichen Distanz, der Verzicht auf Umarmungen, Körpernähe, das Tragen von Mundschutz und die Vermeidung von berührenden Gesten, ist im Grunde ein Zuwiderhandeln der menschlichen Natur. Momente, von denen menschliche Begegnung, ja auch die soziale Arbeit lebt, Empathie, Nähe, Spiegelung von Gestik und Mimik ist auf Distanz und in Isolation kaum möglich.

Fehlen Momente der Nähe und der gegenwartsbezogenen Aktivitäten, neigen nicht nur psychisch Kranke zu den Gedankenspekulationen „Was wäre, wenn...“ und oft enden diese kreisenden Gedanken in Untergangsszenarien.

 

Sicherheit bekommen wir insbesondere durch soziale Kontakte, Kooperation mit Gleichgesinnten, menschliche Gemeinschaft. Diese führen zu einer Korrektur unserer manchmal eingefahrenen und zu subjektiven Sicht und zu psychischen Entlastung. Die momentane Situation von Isolation ist im Vergleich zu einigen psychischen Erkrankungen nicht primär endogen, sozialisationsbedingt oder drogeninduziert, sondern auch durch notwendige staatliche Maßnahmen und Schutzinitiativen aufoktroyiert. Auch mit dieser Form der „Demokratie- und Freiheitsbeschneidung“ muss man nun lernen, umzugehen. Einige Sozialwissenschaftler befürchten einen Anstieg des Alkohol- und Drogenkonsums, sowie der innerfamiliären Gewalt. Hier zeigt die Erfahrung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, dass sich die Prognose verschlechtert, wenn sie in eine vermeintlich auch selbstgewählte Isolation geraten.

Es ist also fast von einem Trauerprozess auszugehen, den die Menschen, und nicht nur psychisch vorbelastete, derzeit in den typischen Phasen durchlaufen: Verdrängung, Starre, Realisierung. Hier bleibt abzuwarten, was ggf. Lockerungen und erneute Einschränkungen mit dem Autonomieerleben des Einzelnen machen.

Insbesondere traumatisierte Menschen und Menschen mit einer Belastungsstörung brauchen oft sehr harmonische und positiv korrigierende Erfahrungen, um das Trauma zu verarbeiten. Durch die derzeitige Situation können sie in ihren Urängsten getriggert werden und erneute Traumafolgesymptomatiken zeigen. In diesem Zusammenhang scheint es nicht nur in den Worten Trauer, Trauma und Traum eine Parallele zu geben. Viele Menschen verarbeiten unbewusst ihre Ängste und Sorgen im Traum, träumen in dieser Zeit intensiver oder erinnern sich gar nicht mehr an Träume.

 

Zu welchen Erkenntnissen wollen wir als Sozialpsychiatrischer Dienst im Umgang mit psychisch Kranken und Neufällen in diesem Zusammenhang kommen?

 

Auf Grund der empfundenen Bedrohungslage für bestimmte Menschengruppen, die sich nicht mehr als selbstwirksam und stattdessen sehr fremdbestimmt erleben, erscheint Soziale Arbeit umso wichtiger: diese muss nun die Rolle eines stellvertretenden Hoffnungsträgers einnehmen. Die größten Ressourcen in dieser Zeit dürften Gelassenheit, Ruhe und Zuversicht sein. Der Berater kann durch eine wertschätzende Haltung dazu beitragen, dass Menschen ein stabiles Selbstbild und positiveres Zukunftsbild verankern und einen Wegbegleiter durch die Krise erfahren.

 

Neben den üblichen sozialarbeiterischen Interventionsmöglichkeiten, die derzeit minimiert sind (keine Gruppenarbeit, persönliche Kontakte nur in Ausnahmefällen) gewinnen telefonische Beratungssettings, Internetkonferenzen, E-Mailkontakte, Walk-and Talk-Konzepte und Peer-to-peer-Beratungen mehr Bedeutung.

 

Anbei wurden einige wichtige Elemente für die Bewältigung des herausfordernden Alltags für Menschen in der „Coronakrise“ aus diversen Materialien aus dem Internet und Buchveröffentlichungen zusammengetragen.

 

Alltagstipps und eine Vorlage für ein Corona-Tagebuch finden Sie hier.

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