Elektrisch zur Arbeit – Energiewende auf der Straße / Kreismitarbeiterin Irmgard Ruhe berichtet über ihre Erfahrungen

Elektroautos sind eine Möglichkeit den CO2-Ausstoß im Verkehrsbereich zu senken, wenn sie mit Strom aus erneuerbaren Quellen betankt werden. Bisher besteht jedoch nur ein kleiner, nahezu winziger Teil der deutschen Autoflotte aus Elektrofahrzeugen. Allerdings entscheiden sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger, Elektroautos zu fahren. Dazu gehört auch Irmgard Ruhe, die für den Kreis Warendorf arbeitet.

 

Die Diplom-Verwaltungswirtin fährt zweimal pro Woche von ihrem Wohnort im Kreis Steinfurt bis zum Kreishaus in Warendorf, ungefähr 110 Kilometer insgesamt. Für diese Reichweite ist ein Elektroauto perfekt geschaffen, sodass sie und ihr Mann sich 2013 entschieden haben einen Nissan Leaf zu leasen. Bald danach folgte mit einem Renault Zoe das zweite elektrische Fahrzeug. Eine ökologische Entscheidung, die für das an Technik und an der Energiewende interessierte Ehepaar mit drei Kindern auch wirtschaftlich vorteilhaft ist. Eine einfache Rechnung verdeutlicht dies: Eine Kilowattstunde Strom kostet ungefähr 27 Cent. Der Renault Zoe verbraucht auf 100 Kilometern 17 Kilowattstunden, also 4,59 Euro auf 100 Kilometern. Ein Liter Diesel kostet derzeit ca. 1,10 Euro. Auf 100 Kilometern verbraucht ein Dieselmotor beispielsweise 6,3 Liter, somit 6,93 Euro auf 100 Kilometern. Also ist der Elektrowagen auf 100 Kilometern ungefähr ein Drittel günstiger als das Dieselfahrzeug.

 

Dennoch wird der Großteil der Autos in Deutschland von Verbrennungsmotoren angetrieben. Sie nutzen Benzin oder Diesel als Treibstoff und stoßen bei dessen Verbrennung CO2 aus. Im Kreis Warendorf ist der Anteil der Mobilität an den gesamten CO2-Emissionen mit 43 % höher als die Anteile die Wärme (32 %) und Strom (25 %) ausmachen. Im Sinne des Klimaschutzes ist es also wichtig sich Gedanken um Lösungsansätze zu machen.

 

Elektroautos haben für Irmgard Ruhe eindeutig große Vorteile. Sie schätzt an den Fahrzeugen die Emissionsfreiheit, den geringen Wartungsaufwand, den leisen Motor und das alles ohne Verzicht auf Komfort. Die Fahrzeuge haben wie andere Autos auch eine Klimaanlage, einen Tempomaten, eine Einparkhilfe und eine Rückfahrkamera. Mit dem Nissan Leaf sind die Ruhes schon mehr als 80.000 Kilometer komfortabel und ohne Probleme gefahren. Bisher gab es nur zwei Inspektionen, jede zum Preis von nur 100 Euro. Ölwechsel gehören der Vergangenheit an, die gibt es beim Elektroauto nicht, der Verschleiß bei den Bremsen ist sehr viel niedriger, weil die Fahrzeuge Bremsvorgänge für das Rückspeisen von Energie in die Batterie nutzen. Generell seien die Autos „kostengünstig in der Unterhaltung“, so Irmgard Ruhe. Kfz-Steuern fallen für E-Autos nicht an. Die Versicherung koste genauso viel wie bei jedem anderen Auto.

 

Das Einzige, was sie sich an ihrem Wagen noch wünscht, ist eine größere Reichweite. Trotzdem sind Fahrten von mehreren Hundert Kilometern ohne weiteres machbar, wenn die Strecken entlang der Ladesäulen für Elektroautos geplant sind. In den E-Autos sind automatische, über GPS gesteuerte Funktionen zum Suchen von Ladepunkten eingebaut. Auch über das Smartphone ist der nächste Ladepunkt zu finden. Da das Netz der Stromtankstellen in Deutschland noch nicht sehr dicht ist, nehmen E-Autofahrerinnen und -fahrer kleine Umwege in Kauf. Schwierig, aber nicht unlösbar, wird es, wenn mal eine Tankstelle nicht funktionstüchtig ist. Für solche Fälle hat Irmgard Ruhe ein Ladegerät mit Schukostecker im Kofferraum. Jede Steckdose kann dann zur Stromtankstelle werden.

An öffentlichen Ladesäulen tankt Irmgard Ruhe nur, wenn es notwendig ist. Eine günstige Ladekarte für möglichst viele Säulen ist ihr wichtig. Damit zahlt sie wie mit einer Kreditkarte. Ein Dorn im Auge sind ihr Ladesäulenbetreiber, die erst Verträge oder monatliche Festbeträge für ihre Säulen fordern und dann erst das Laden zulassen.

 

An ihrem Eigenheim hat Familie Ruhe zwei sogenannte Wallboxen, die etwa 20 mal 50 cm groß sind.  Eine davon kann öffentlich genutzt werden, die andere ist nur für die Familienautos gedacht. Für diese Stromtankstellen hat die Familie einmalig 1000 Euro investiert. Die Fahrzeuge lassen sich an den Wallboxen sowie an den meisten öffentlichen Stromtankstellen schon innerhalb von 45 Minuten zu 80 Prozent auftanken.

 

Eine herausragende Möglichkeit die E-Mobilität zu fördern haben Arbeitgeber. Wenn sie eine Ladesäule installieren, können ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer während der Arbeitszeit ihre Elektroautos aufladen. Die Ladesäule am Eingang des Kreishauses hat Irmgard Ruhe schon häufig genutzt.

 

Für alle die ebenfalls zur Arbeit pendeln und sich für ein Elektroauto interessieren hat Irmgard Ruhe noch einen Tipp: „Ein Elektroauto kann man auch zuerst einmal leasen. Gerade an der Reichweite tüfteln die Autobauer. Nach relativ kurzer Zeit bekommt man ein E-Auto mit größerer Reichweite. Wenn es wider Erwarten nicht zu den eigenen Bedürfnissen passt, ist das Risiko einer Fehlinvestition zeitlich begrenzt.“