Einwohner des Kreises umrunden täglich über 200 Mal die Erde - Mobilitätsuntersuchung für den Kreis Warendorf vorgestellt | Kreis Warendorf
Einwohner des Kreises umrunden täglich über 200 Mal die Erde - Mobilitätsuntersuchung für den Kreis Warendorf vorgestellt
Der Kreis Warendorf hat mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW im September 2015 eine repräsentative Haushaltsbefragung zum Mobilitätsverhalten durchgeführt. Ziel dabei war es, festzustellen, welche Verkehrsmittel die Bewohnerinnen und Bewohner für welche Wege wählen. Die Untersuchung liefert wertvolle Grundlagendaten und Informationen für die Fortschreibung des Nahverkehrsplans Bus des Kreises und für das geplante Radverkehrskonzept. Etwa 2000 Haushalte mit über 4500 Personen haben sich an dieser repräsentativen Erhebung beteiligt.
Im Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Planung des Kreises stellte Dr. Michael Frehn, Geschäftsführer des beauftragten Büros Planersocietät aus Dortmund, die Ergebnisse vor. Danach verfügen 91 Prozent aller Haushalte über (mindestens) einen Pkw. Ebenfalls 91 Prozent aller Haushalte besitzen mindestens ein fahrbereites Fahrrad, wobei der Anteil an Elektrofahrrädern im Kreis Warendorf auf einem hohen Niveau ist (14 Prozent aller Haushalte). Von allen befragten Einwohnern besitzen 14 Prozent eine Zeitkarte für Bus und Bahn und sind somit Stammkunden des Öffentlichen Verkehrs (ÖV). Die meisten Erwachsenen verfügen über einen Pkw-Führerschein (94 Prozent) – und rund 74 Prozent können jederzeit auf einen Pkw zurückgreifen. Von allen Befragten besitzen acht Prozent neben dem Pkw-Führerschein auch eine ÖV-Zeitkarte.
Die durchschnittlich zurückgelegte Entfernung pro Weg beträgt ca. 9,5 km. Für die Wege werden 76 Minuten pro Tag benötigt. Insgesamt legen die Einwohnerinnen und Einwohner des Kreises an jedem Werktag etwa 875.000 Wege und ca. 8,3 Mio. Personen-km zurück – das entspricht 200 Erdumrundungen!
Als Verkehrsmittel an einem normalen Werktag nutzen die Menschen im Kreis Warendorf zu 57 Prozent das Auto (48 Prozent als Fahrer und 9 Prozent als Mitfahrer), zu zwölf Prozent die eigenen Füße, zu 24 Prozent das Fahrrad sowie zu sieben Prozent Bus und Bahn (ÖPNV). Damit liegt die Nutzung des ÖPNV höher als in den Münsterlandkreisen Borken und Steinfurt.
Zwei Drittel aller Wege an einem Werktag werden innerhalb der eigenen Stadt bzw. Gemeinde unternommen (kommunaler Binnenverkehr). Wichtigster Zielort außerhalb des Kreises ist mit Abstand die Stadt Münster.
Fast 60 Prozent aller Wege sind nur bis zu fünf Kilometer lang. Sie bieten daher ein großes Verlagerungspotenzial in Richtung des Umweltverbundes (Fuß-, Rad- und Öffentlicher Verkehr). 39 Prozent der Wege zwischen ein und zwei Kilometern Länge und 53 Prozent der Wege zwischen zwei und fünf Kilometern werden mit dem Auto als Fahrer oder Mitfahrer unternommen. Der Radverkehrsanteil liegt auf diesen kurzen Strecken um etwa 40 Prozent.
Zusätzliches Potenzial für den öffentlichen Nahverkehr sind laut der Analyse vor allem die ÖV-Gelegenheitskunden und Personen, die trotz eines gut bewerteten ÖV-Angebotes mit dem Auto zur Arbeit fahren. Für den Radverkehr ergeben sich ebenfalls weitere Nutzerpotenziale.
Die Befragung ergab zudem knapp 1000 Anregungen und Maßnahmenvorschläge für die Verkehrsplanung. Sie beziehen sich auf alle Verkehrsmittel, wobei thematische Schwerpunkte Maßnahmen im öffentlichen Nahverkehr und zur Förderung des Radverkehrs waren. Besonders häufig genannte Vorschläge waren Investitionen ins Radverkehrsnetz, die Bereitstellung eines erweiterten ÖV-Angebotes oder der Bau von neuen (Umgehungs-)Straßen. Durch die parallel durchgeführte öffentliche Jedermann-Befragung wurden zahlreiche zusätzliche Hinweise gewonnen.
Als Ergebnis der Untersuchung empfiehlt das Büro eine Stärkung des ÖPNV durch Angebote, die mehrere Verkehrsträger (z.B. Bus, Rad und Auto) miteinander verbinden, sowie eine bessere Verknüpfung von Bus und Bahn. Eine stärkere ÖV-Nutzung lässt sich auch über tarifliche Maßnahmen und über einen stärkeren Zeitkartenbesitz erreichen.
Handlungsfelder für eine Fahrradförderung sind v.a. der weitere Ausbau und die Instandhaltung der Radinfrastruktur kombiniert mit Maßnahmen einer integrierten Radsystemförderung (Service, Öffentlichkeitsarbeit usw.).
„Wir freuen uns über die Ergebnisse der Untersuchung, die deutlich machen, welche hohen Potenziale die Nahmobilität (Fuß- und Radverkehr) und der ÖPNV haben. Die Ergebnisse bilden eine gute Grundlage für unsere weiteren Planungen“, so Friedrich Gnerlich, Planungsdezernent des Kreises.