IX. Strukturwandel im Gesundheitswesen, im Nahverkehr und auf dem Arbeitsmarkt

Der NRW-Krankenhausbedarfsplan der 1970er Jahre führt zur Schließung zahlreicher kleiner Kliniken, die weniger als 180 Betten vorhalten können und über keine Fachabteilung verfügen. Die Krankenhäuser in Beelen, Drensteinfurt, Ennigerloh, Everswinkel und Drensteinfurt schließen bereits Ende der 1970er Jahre. Ostbevern und Freckenhorst folgen 1981. Viele der Häuser werden für die Alten- und Behindertenpflege weitergenutzt.

 

Einen Wandel vollzieht auch der öffentliche Nahverkehr. Wurden die Personenzüge der WLE bereits 1975 ausrangiert, kommt es in den 1980ern zur Streichung vieler Busverbindungen an Sonntagen und in den Abendstunden. Auch die Zugverbindung Warendorf - Rheda-Wiedenbrück steht zur Diskussion. Die Gründung der Verkehrsgemeinschaft Münsterland am 1. August 1983 stoppt den Angebotsabbau im Bus- und Schienenverkehr. Es gelingt, sowohl ein relativ flächendeckendes Nahverkehrsnetz aufzubauen als auch die finanzielle Belastung der Träger zu reduzieren.

 

Auch auf dem Arbeitsmarkt vollzieht sich eine Wende. Die Ölkrise 1973/74 setzt der Vollbeschäftigung auf dem deutschen Arbeitsmarkt ein Ende. Die Zahl der Arbeitssuchenden steigt rasant und verbleibt auf einem hohen Niveau. Das Nullwachstum der Jahre 1981 und 1982, überhöhte Lohnabschlüsse, der wirtschaftliche Strukturwandel und ein steigendes Arbeitskräfteangebot lassen in den 1980er Jahren die Arbeitslosenzahlen rasant steigen.

 

Im Kreis sind davon besonders die Möbel- und Textilindustrie, zwei zentrale Branchen der Region, betroffen. Viele Firmen melden Konkurs an und müssen ihre Mitarbeiter entlassen. Eine dünne Auftragslage, hohe Zinsen und teure Grundstücke ziehen den Bausektor ebenfalls mit in den Abwärtstrend.

Arbeitslosenquote 1980er Jahre im Kreis Warendorf

1980 ist die Arbeitslosenquote mit 3,6 % noch recht niedrig. Durch die hohe Staatsverschuldung und eine steigende Inflationsrate werden die staatlichen Beschäftigungsprogramme immer weiter zurückgefahren. Fehlende Absatzmärkte, Konkurrenz aus dem Ausland und ein schwacher Binnenmarkt setzten auch der heimischen Wirtschaft stark zu. Unternehmen wie die Knipping Bau GmbH, das Emaillierwerk Herding & Mentrup oder das Spanplattenwerk Beelen müssen Konkurs anmelden. Den Höchststand erreicht die Arbeitslosenquote im Januar 1986 mit 13,2 %, 10.618 Menschen im Kreisgebiet sind arbeitslos. Am stärksten betroffen ist die Stadt Beckum. Hier liegt die Quote meist noch um rund 1,5 % höher als im Kreisdurchschnitt.

 

St. Thiatildis-Hospital Freckenhorst

Wie viele andere kleine Krankenhäuser ist auch das St. Thiatildis-Hospital in Freckenhorst in seiner Existenz bedroht. Um die drohende Schließung abzuwenden, bemüht sich die Kirchengemeinde St. Bonifatius unter anderem um eine Fusion mit dem Josefs-Hospital in Warendorf. Diese und andere Ideen zur Erhaltung des Krankenhauses scheitern. Die Einrichtung wird zum Jahresende 1981 geschlossen. Die Gebäude können aber weitergenutzt werden: Die Verwaltung des Kreiscaritasverbandes und die Freckenhorster Werkstätten ziehen in den Neubau ein. Auf dem übrigen Gelände entsteht nach Abriss der Altbausubstanz 1984 ein Gartenbau-betrieb der Freckenhorster Werkstätten.

Landmaschinenhersteller Hagedorn, Warendorf

Die Firma Hagedorn in Warendorf beschäftigen in den 1960er und 70er Jahren rund 650 Mitarbeiter. Im September 1981 schließt die Warendorfer Traditionsfirma Hagedorn ihr Werk I in Warendorf. 220 Mitarbeiter sind davon betroffen, nur 40 behalten ihren Arbeitsplatz und werden im Werk II nach der Gründung einer neuen Gesellschaft weiterbeschäftigt. Nur vier Jahre später beschließt die Volksbank Warendorf als alleinige Gesellschafterin die Auflösung der Firma. Allerdings kann die Schließung wieder einmal verhindert werden. Die Maschinenfabrik Kampwerth aus Bad Laer steigt bei Hagedorn ein und sichert so 70 Mitarbeitern den Arbeitsplatz. 1992 kommt das endgültige Aus. Die Firma wird geschlossen und abgerissen.

Bahnhof Westkirchen

Der Bahnhof in Westkirchen wurde von Zügen der Warstein-Lippstädter-Eisenbahn-Gesellschaft (heute: Westfälische Landes-Eisenbahn [WLE]) bedient. 1975 wird der Personenverkehr der WLE nach langen Diskussionen endgültig eingestellt. Bis heute werden Teile des Streckennetzes für den Güterverkehr benutzt.

Zeche Westfalen, Ahlen

Der Niedergang des Steinkohle-Bergbaus in Deutschland macht auch vor der Zeche Westfalen nicht halt. 1985 hat die Zeche 5.400 Beschäftige und steht trotz öffentlicher Sonderhilfen tief in den roten Zahlen. Erste Konzentrations- und Rationalisierungsmaßnahmen werden 1986 getroffen: Die Schächte 3 und 5 werden still gelegt und bis 1989 sollen 1.240 Arbeitsplätze abgebaut. Zudem soll die Fördermenge auf zwei Millionen Tonnen jährlich zurückgefahren werden. Im Januar 1989 wird die Zeche von der Ruhrkohle AG übernommen. Es folgt zum 31. März die Schließung der Kokerei. Die 240 Mitarbeiter sollen aber auf der Zeche weiterarbeiten bzw. in den Vorruhestand gehen. Die Zeche hat im Januar 1990 noch 3.316 Beschäftigte. Am 30. Juni 2000 wird die Kohleförderung in Ahlen eingestellt.




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